Hergé – Der Vater von Tim und Struppi
Hergé – Der Vater von Tim und Struppi
Georges Remi – oder eben Hergé, wie ihn fast jeder kennt – gehört zu den wenigen Zeichnern, deren Figuren ein eigenes Leben zu führen scheinen. Der Belgier mit den klaren Linien, dem trockenen Humor und dem scharfen Blick für Details schuf nicht einfach Comics. Er baute Welten. Und ja, manchmal auch kleine Chaoszonen voller Slapstick, Verwechslungen, Explosionen und dieser typischen „Oh!“-Momente, die man aus Tim und Struppi kennt.
Von Brüssel in alle Richtungen der Welt
Hergé wurde 1907 in Etterbeek geboren, einem Stadtteil von Brüssel. Der junge Remi war ein neugieriger Beobachter. Autos, Uniformen, Gesten – er studierte alles mit fast pedantischer Genauigkeit. Diese Präzision floss später in seine Panels ein. Kein Wunder, dass Fans heute noch lupenrein erkennen können, ob ein dargestelltes Flugzeug eine Junkers oder ein Lockheed-Modell ist.
Seinen Künstlernamen bastelte er aus den Initialen seines bürgerlichen Namens: „RG“, rückwärts gesprochen „Hergé“. Klingt simpel. Ist es auch. Aber manchmal funktioniert gerade das Einfache erstaunlich gut.
Die Geburt von Tim und Struppi
1929 tauchten Tim und Struppi zum ersten Mal im Le Petit Vingtième auf – einem Jugendbeiblatt der belgischen Zeitung Le Vingtième Siècle. Der junge Reporter, begleitet vom mutigen (und oft erstaunlich klugen) Foxterrier, reiste zunächst in die Sowjetunion, später nach Amerika, zum Nil, ins Himalaya und schließlich zum Mond.
Hergé verstand es, Abenteuer so zu erzählen, dass sie gleichzeitig unterhaltsam, politisch gefärbt, manchmal naiv und doch bemerkenswert visionär waren. Die Mondrakete aus Reiseziel Mond? Entstand Jahre vor dem realen Raumflugprogramm. Fast prophetisch.
Die ligne claire – Ein Stil, der hängen bleibt
Was Hergé so besonders machte, war nicht allein die Fantasie, sondern die Art, wie er sie ins Bild setzte. Die berühmte ligne claire – klare Konturen, flächige Farben, saubere Kompositionen – wurde zu seinem Markenzeichen.
Dieser Stil wirkt heute nahezu modern. Keine Effekthascherei, kein überflüssiges Ornament. Alles hat seinen Platz. Wie ein aufgeräumter Schreibtisch, der trotzdem lebendig wirkt. Viele Zeichner, von Joost Swarte bis hin zu modernen Graphic-Novel-Künstlern, orientieren sich bis heute daran.
Ein komplexer Mensch hinter einfachen Linien
Hergé selbst war kein glatter Charakter. Er rang oft mit sich, mit seiner Vergangenheit, mit politischen Vorwürfen, mit künstlerischen Zweifeln. Teilweise legte er die Arbeit an Tim und Struppi sogar auf Eis, weil ihn Albträume und kreative Krisen blockierten.
Gerade diese Brüche machen ihn interessant. Niemand bleibt produktiv wie ein Uhrwerk. Und manchmal half ihm ein Spaziergang, manchmal eine gute Tasse Kaffee, manchmal… ein komplett neues Storyboard. So ist das mit Kunst: nicht linear, nicht perfekt, aber ehrlich.
Warum Tim und Struppi bis heute funktionieren
Vielleicht liegt es an der Mischung aus Abenteuer, Humor und grundehrlicher Neugier. Vielleicht daran, dass Tim zwar mutig ist, aber kein Superheld. Er stolpert, er zweifelt, er landet gelegentlich kopfüber in einer Kiste.
Struppi kommentiert zusätzlich vieles, was der Leser selbst denkt – manchmal sarkastisch, manchmal treuherzig. Haddock? Ein Kapitel für sich. Von „Hunderttausend heulenden Höllenhunden!“ bis „Blisternder Blaupustel!“ – seine Flüche sind fast schon Literatur.
Jedenfalls schaffen es die Geschichten, auch Jahrzehnte später noch zu zünden. Egal ob Kind, Nostalgiker oder Comic-Nerd.
Persönliche Einblicke
Ich erinnere mich noch gut an das erste Tim-und-Struppi-Album in meinen Händen. Der geheimnisvolle Stern. Der Geruch nach Druckfarbe, diese dichten Panels, die Mischung aus Spannung und etwas sehr Eigenem. Ich war sofort drin.
Und bis heute – beim erneuten Lesen – entdecke ich kleine visuelle Spielereien, die ich damals überflogen habe: winzige Straßenschilder, skurrile Nebenfiguren, Details in der Architektur. Man merkt, wie sorgfältig Hergé arbeitete. Wie jemand, der seine Leser ernst nimmt.
FAQ – Häufige Fragen zu Hergé und Tim & Struppi
Wer war Hergé?
Hergé war der belgische Comiczeichner Georges Remi (1907–1983). Er ist der Schöpfer von Tim und Struppi und gilt als einer der wichtigsten Comic-Künstler Europas.
Wie entstand der Name „Hergé“?
Er leitet sich aus den rückwärts ausgesprochenen Initialen seines Namens ab: „RG“ → „Hergé“.
Wann erschienen die ersten Tim-und-Struppi-Abenteuer?
Die Serie startete 1929 im Jugendbeiblatt Le Petit Vingtième.
Was zeichnet die ligne claire aus?
Der Stil steht für klare schwarze Konturen, flächige Farben und eine saubere, lesbare Bildstruktur. Dadurch wirken die Panels sehr aufgeräumt und zeitlos.
Sind Hergés Comics politisch?
Ja, viele seiner frühen Arbeiten spiegeln die gesellschaftlichen und politischen Stimmungen ihrer Zeit wider. Manche Ansichten wirken aus heutiger Sicht problematisch, was man historisch einordnen muss.
Wie viele Tim-und-Struppi-Alben gibt es?
Es existieren 24 vollendete Alben, davon einige später überarbeitet. An einem 25. Band („Tim und die Alpha-Kunst“) arbeitete Hergé bis zu seinem Tod, fertig wurde er allerdings nicht.
Warum faszinieren Tim und Struppi auch heute noch?
Die Mischung aus Abenteuer, Humor, geerdeten Charakteren und visueller Klarheit sorgt dafür, dass die Geschichten auch modernen Lesern Spaß machen.
Gibt es Fortsetzungen nach Hergés Tod?
Offizielle neue Alben gibt es nicht. Hergé wollte keine Fortsetzung durch andere Zeichner. Es existieren jedoch zahlreiche Hommagen und inoffizielle Fanprojekte.
Meta-Beschreibung:
Sachlicher, locker geschriebener Blogartikel über Hergé, den Schöpfer von Tim und Struppi: seine Biografie, Stil, Bedeutung, persönliche Eindrücke und große FAQ-Sektion.
Labels:
Hergé, Tim und Struppi, Comics, ligne claire, Comicgeschichte, Belgien, Tintin